Liebe Erzieherin und lieber Erzieher,
dieser Beitrag richtet sich dieses Mal an die Eltern deiner Vorschulkinder. Falls du auch Vorschulkinder in deiner Gruppe hast, die im Moment nicht in die Kita dürfen, haben wir hier ein paar tolle Ideen, wie du Vorschule zuhause gestalten kannst. Einen Großteil oder vielleicht sogar komplett werden die Kinder ihre Vorschulzeit zuhause verbringen müssen. Natürlich fragen sich alle, wie die Kinder nun auf die Schule vorbereitet werden können. Das haben wir uns auch gefragt und haben hier Ideen zusammengestellt, wie die Eltern ein kleines Stück Vorschule nach Hause holen können.
Ganz unten findet ihr die Tipps als praktische PDF-Datei zum Weiterleiten an die Eltern.
Liebe Eltern, Großeltern und Erziehungsberechtigte,
natürlich möchtest du dein Kind, so gut es geht, auf die Schule vorbereiten. Schön wäre doch, wenn dein Kind von Anfang an viel Spaß hätte und keine Probleme beim Lernen. Viele Eltern setzen dabei auf erste Schuleinheiten, wie das Alphabet lernen oder das kleine Einmaleins. Der Hintergedanke ist dabei oft, dass das eigene Kind einen Vorteil hat, wenn es in die Schule kommt. Doch leider fördert dies eher Einstiegsprobleme in die Schule, als dass es sie löst. Hat das Kind zu viel vorgelernt, langweilt es sich in der Schule und könnte dadurch irgendwann die Lust oder den Anschluss verpassen, hat es z. B. die Buchstaben anders gelernt als in der Schule, muss es sie nochmal sehr umständlich neu lernen. Alles, was die Kinder in der 1. Klasse lernen, brauchst du deinem Kind nicht vorher beizubringen (wenn dein Kind von sich aus z. B. unbedingt Lesen lernen möchte, solltest du es natürlich nicht davon abhalten).
Hier kommen ein paar Tipps, mit denen du dein Kind optimal auf die Schule vorbereiten kannst, insbesondere dann, wenn die Kitaschließungen noch andauern und dein Kind keine Vorschule mehr besuchen kann:
- Heuwägelchen fahren ⇒ fördert Feinmotorik, Konzentration, Geduld, Zahlenabfolge
Ihr braucht ein Blatt und jeder einen Stift (unterschiedliche Farben). Bereite das Blatt vor, indem du Zahlen (z. B. von 1-10) auf dem Blatt verteilst und einen Kreis um jede Zahl ziehst. Nun zieht ihr abwechselnd eine Linie von der ersten Zahl zur nächstgrößeren. Dabei dürft ihr keine anderen Linien berühren. Alternativ zu den Zahlen könnt ihr auch Tiere von klein nach groß verbinden o. a.

- Schleife binden ⇒ fördert Motorik, Konzentration, Koordination, Selbstständigkeit
Egal, ob Schleife oder Klettverschluss – beides muss geübt werden. Für dein Kind ist es nicht nur total ärgerlich, sondern auch ziemlich peinlich, wenn alle anderen schon in der Pause oder Sporthalle sind und es das einzige ist, das immer noch mit den Schuhen kämpft. Dabei ist die Schleife eine besondere Herausforderung und bedeutet für dein Kind einen riesigen Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Übe mit deinem Kind täglich nur ein paar Minuten. Hole dir Anregung im Internet oder in der Buchhandlung. Achtung: Es kann sein, dass dein Kind bei neuen Schuhen wieder Probleme hat mit dem An- und Ausziehen, sich aber nicht traut, Bescheid zu sagen, weil es ja eigentlich schon selbst die Schuhe anziehen konnte. Beobachte, ob dein Kind die Schuhe leicht alleine an- und ausziehen kann. Mach deinem Kind gegebenenfalls klar, dass das normal ist und ihr einfach nochmal gemeinsam üben werdet.
- Anziehen und ausziehen ⇒ fördert Selbstständigkeit, Partizipation, Selbstbewusstsein, Organisation
Neben den Schuhen stellen auch Jacken, Handschuhe und Unterhosen oft eine große Herausforderung dar. Übe mit deinem Kind das An- und Ausziehen. Dafür müsst ihr nicht extra Übungszeit einplanen. Nimm dir einfach nur mehr Zeit für die Anziehphasen. Lass dein Kind selbst entscheidet, was es anziehen will (auch wenn das am Anfang vielleicht nicht alles zusammenpasst). Gib deinem Kid die geforderten Kleidungsstücke aus dem Schrank. Nun soll es sich möglichst komplett selber einkleiden und beim Ausziehen seine Kleidung selber organisieren (Was gehört wieder in den Schrank und was in die Wäschetonne?). Bei Schwierigkeiten sitzt du daneben und kannst hilfreiche Tipps geben. Bedenke dabei immer, dass in der Schule (z. B. nach dem Sportunterricht) nur in Notfällen jemand da ist, der dem Kind helfen kann.
- Hast du Fragen? ⇒ fördert Angstbewältigung, Neugierbefriedigung
Die Schule ist für die Kinder das nächste große Ziel, auf das sie so lange hingearbeitet haben. Aber was genau kommt auf sie zu? Was bedeutet es ein Schulkind zu sein? Normalerweise werden Kinder durch die Vorschule informiert, sie können schonmal einen Tag in ihrer neuen Klasse verbringen und ihre Fragen den Viertklässlern stellen. Das fällt jetzt alles weg. Da die Vorschule auch dazu anregt, überhaupt Fragen zu stellen, kann es sein, dass dein Kind gar nicht von sich aus darauf kommt, Fragen zur Schule zu stellen oder Sorgen zu äußern. Verwickle dein Kind in ein Gespräch. Ihr könnt gemeinsam ein Bilderbuch über die Schule ansehen, oder du erzählst von deiner eigenen Schulzeit. Wenn dich dein Kind dann ausquetscht, sei ehrlich, aber lass die Horrorgeschichten aus. Du weißt ja noch gar nicht, ob dein Kind Mathe genauso schlimm finden wird, wie du.
- Falten ⇒ fördert Motorik, Koordination, Formen erkennen
Papier, Decken, Wäsche, etc. zu falten, fördert die Motorik und Koordination deines Kindes. Fang mit einfachen Faltübungen an. Legt zum Beispiel gemeinsam eine Decke zusammen. Dabei kannst du deinem Kind Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen und ihm immer mehr Handgriffe überlassen. Am Anfang dauert es sicher länger, aber mit der Zeit bekommt dein Kind Übung darin und du hast zukünftig immer eine Hilfe beim Wäsche zusammenlegen. Die Krönung der Übung ist es dann, die eigene Kleidung zusammenzulegen.
Aber auch die kreative Arbeit mit Papier, wie Origami oder Papiersterne basteln, fördert dein Kind ungemein. Im Internet und vielen Bastelbüchern gibt es jede Menge Angebote dafür.
- Heften, Tackern, Kleben, Schneiden ⇒ fördert Feinmotorik, Handhabung von wichtigen Werkzeugen
Ach, all diese interessanten Dinge auf Mamas und Papas Schreibtisch. Sie machen tolle Geräusche und jedes funktioniert ein bisschen anders. Locher, Tacker, Scheren und Co, sind für Kinder unglaublich spannende Gegenstände. In der Schule werden sie oft damit zu tun haben, aber dort gibt es kaum Zeit um die Handhabung zu lernen oder diese spannenden Dinge einfach mal nach Lust und Laune auszuprobieren. Jetzt hat dein Kind die Möglichkeit, das alles mal zu testen. Leite dein Kind an, zeige ihm, wie diese Dinge funktionieren, wofür sie gebraucht werden und welche Gefahren damit verbunden sind. Dann lass es einfach mal ausprobieren (natürlich auf Papier und nicht an den Ohren der kleinen Schwester, das sollte deinem Kind klar sein). Du kannst deinem Kind verschiedene Aufgabe stellen:
- Lass dein Kind mit dem Locher ein Muster in das Papier lochen (z. B. einen Stern oder ein Haus). Du kannst ihm auch ein Muster aufmalen. Das gleiche funktioniert auch mit dem Tacker.
- Falte das Papier und mache ein Loch hinein. Lass dein Kind erklären, was nun passiert ist.
- Male leichte Muster auf ein Papier, wie Kreise oder Vierecke, und lass dein Kind sie ausschneiden. Danach können sie natürlich auch noch zusammengeklebt werden. Toll ist, wenn dann am Ende ein schönes Bild daraus entsteht.
- Lass dein Kind selbst überlegen, wie es die Löcher genau in die Mitte des Blattes bekommt.
- Wann immer du etwas zu tackern oder zu lochen hast, hol dir dein Kind zu Hilfe.
- Ein Sandbild erstellen ⇒ fördert Übung im Kleben und Malen, haptische Erfahrung
Ihr braucht dafür Papier, Kleber (egal ob flüssig oder fest), einen Stift und Sand. Mit dem Stift könnt ihr Linien, Muster oder Umrandungen auf das Papier malen. Fangt erst einmal mit großen und leichten Figuren an. Danach werden die Linien mit dem Klebestift (oder der Tube) nachgezogen. Nun wird der Sand vorsichtig über die Linien gestreut. Alles trocknen lassen und den überschüssigen Sand vorsichtig vom Papier rutschen lassen (nicht wegwischen, dadurch verschmiert der Kleber). Fertig ist euer schönes Sandbild.
- Schwungübungen machen ⇒ fördert Motorik, Konzentration, Koordination, Ansprache beider Gehirnhälften
Hierbei kann die ganze Familie mitmachen, denn das sind Übungen für jedes Alter. Jeder braucht genug Platz, um sich bewegen zu können. Räume störende Sachen vorher aus dem Weg, um das Verletzungsrisiko zu verringern.
- Kreise mit den Armen in die Luft zeichnen (große und kleine, schnell und langsam)
- mit einer Hand den Bauch streicheln, mit der anderen den Kopf tätscheln
- mit dem Fuß einen Kreis ziehen, gleichzeitig klatschen
- auf einem Bein hüpfen
- mit der Nase den eigenen Namen oder Anfangsbuchstaben in die Luft schreiben
- Arme in entgegengesetzte Richtungen kreisen (wie Windmühlräder)
- Muster mit dem großen Zeh in den Sand malen
- einen Parcours durch die Wohnung/ Garten hüpfen, auf einem Bein, seitwärts, im Galopp
- Neue Wege gehen ⇒ fördert Verkehrserziehung, Selbstständigkeit, Angstbewältigung
Mit der Schule kommt die Selbstständigkeit. Dazu gehört auch, wenn möglich, den Schulweg alleine zu meistern. Geht doch schon mal gemeinsam die neuen Wege ab. Erkläre deinem Kind, wie es sich auf dem Weg zu verhalten hat und worauf es Acht geben muss.
Für Kinder, die mit dem Bus fahren müssen, ist es wichtig zu erkennen, wie sie ihren Bus finden. Vielleicht kennt ihr schon das Erkennungszeichen des Busses (eine Nummer oder ein Bild, etc.). Das könnt ihr auf ein Blatt malen und aufhängen, sodass dein Kind sich das Zeichen einprägen kann. Besonders wichtig ist das für den Rückweg, da es meistens mehrere Busse gibt, die gleichzeitig an der Haltestelle warten. Übe mit deinem Kind auch den Weg vom Bus zur Schule und von der Schule zur Haltestelle.
Auch Kindern, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden müssen, kannst du Freiheit einräumen, indem du mit deinem Kind eine Stelle aussuchst, von wo aus es alleine zur Schule weiterlaufen kann. Am besten ist eine Stelle, an der auch andere Kinder langlaufen.
- Den Schreibtisch und die Schultasche einrichten ⇒ fördert Vorfreude, Organisation, Selbstständigkeit, Achtsamkeit, Neugierbefriedigung
Sobald der neue Schreibtisch im Zimmer steht, kann dein Kind es kaum noch erwarten, endlich in die Schule gehen zu können. Ihr könnt den Schreibtisch, die Schultasche und alles, was dazu gehört, gemeinsam untersuchen. Wo soll der Schreibtisch stehen? Wie lassen sich Schreibtisch und Stuhl einstellen? Wo kann dein Kind den Schulranzen unterbringen? Was ist alles in der Federmappe drin? Es gibt Kinder, die wollen sofort mit den Schulsachen spielen, anderen ist es wichtig, dass ihre Sachen bis zum ersten Schultag unangetastet bleiben. Beides ist vollkommen in Ordnung, Wichtig ist nur, dass deinem Kind bewusst wird, dass die Schulsachen ordentlich und beisammenbleiben müssen. Dafür könnt ihr üben, nach Gebrauch immer sofort alle Schulsachen ordentlich zurück an ihren Platz zu legen, Stifte anzuspitzen und überall den Namen des Kindes drauf zu schreiben.
- Vorlesen, singen, klatschen ⇒ fördert Lesekompetenz, Silbenverständnis, Rhythmusgefühl
Dass Vorlesen wichtig für die Lesesozialisation des Kindes ist, ist keine neue Erkenntnis. Sie erhalten dadurch erste Lesekompetenzen, die ihnen in der Schule beim Lesenlernen helfen können. Nicht ganz so bekannt ist, dass auch Rhythmusgefühl wichtig ist. Dein Kind braucht es nicht nur für den Musikunterricht, sondern auch beim Schreiben- und Lesenlernen kann ein gutes Rhythmusgefühl hilfreich sein. Das ist ganz einfach zu schulen. Wenn du selbst ein Instrument spielst oder gerne singst, probiere beides mit deinem Kind zusammen aus oder lasse dir etwas vorspielen oder singen. Zusammen könnt ihr auch Lieder hören und Reimverse sprechen. Der einfachste Weg ist aber, zusammen mit deinem Kind zu einem Lied zu klatschen. Du machst es vor und dein Kind steigt einfach mit ein. Du kannst aber auch durch Klatschspiele und -übungen gezielt das Rhythmusgefühl deines Kindes stärken. Klatsche dafür einen Rhythmus vor und das Kind klatscht nach, oder du bringst deinem Kind die alten Klatschreime aus deiner Schulzeit bei. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.
Hier findet ihr unsere Ideen für die Vorschule zuhause als PDF-Datei zum Weiterschicken an alle interessierten Eltern: