Mathematik für Vorschulkinder
© Verlag an der Ruhr

Mathematik für Kita-Kinder

1+1=2

Das ist die allererste Matheaufgabe, die schon jedes Kita-Kind runterbeten kann. Für die Kinder ist sie der erste richtige Bezug zur Mathematik, zumindest der erste, der ihnen bewusst wird. Was die Kinder nicht merken ist, dass sie immer wieder mit Mathematik zu tun haben und mit kleinen und ganz leichten Übungen im Alltag ihr mathematisches Verständnis schulen. Wenn die Kinder in die Schule kommen, können manche schon bis 20 zählen, oder die ein oder andere Plusaufgabe aufsagen. Doch erst im Matheunterricht wird dann deutlich, ob die sie diese Aufgaben nur auswendig gelernt oder ob sie die Bedeutung der Aufgabe verstanden haben. Dieser Unterschied ist letztendlich entscheidend, ob das Kind ein mathematisches Verständnis entwickeln kann.

Dabei ist ein ganz großer Bereich der Umgang mit Größen und Mengen und genau dieser Bereich kann in der Kita und auch zuhause ganz leicht gefördert werden. Beim Maße nehmen und vergleichen, haben die Kinder die Möglichkeit Größen kennenzulernen, zu vergleichen und sie für sich zu kategorisieren („Ein Tisch ist viel größer als ein Stift, aber nur ein bisschen kleiner als ein Bett.“  – „Ich bin größer als der Hund, aber kleiner als Mama“). Diese Überlegungen sind u.a. ausschlaggebend für das mathematische Verständnis des Kindes.

Viele Schulanfänger und Schulanfängerinnen haben am Anfang Probleme mit der Mengeninvarianz (= eine Art der Rechenschwäche, bei der das Wissen fehlt, dass Masse, Volumen und Anzahl von Gegenständen gleichbleiben, auch wenn sie ihre Form verändern.¹). Sie verstehen das Verhältnis von Größen und Mengen nicht. Bei vielen kann dieses Verständnis durch kleine Übungen schnell nachgeholt werden, aber es gibt auch Kinder, bei denen eine Störung der Mengeninvarianz vorliegt. Diese Kinder müssen zusätzlich gefördert werden. Dabei ist entscheidend, wie schnell diese Störung entdeckt wird.

Mit Aufgaben, wie der folgenden, könnt ihr das mathematische Verständnis eurer Kinder schulen und ihnen damit den Einstieg in die Schulmathematik erleichtern.²

¹ Vgl. Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Mengeninvarianz‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. lexikon.stangl.eu (Letzter Aufruf 12.05.2020).

² Sollte ein Kind bei diesem Spiel große Probleme mit dem Unterscheiden von Größen aufweisen, kann das ein Zeichen für eine bestehende Rechenerwerbsschwäche sein, muss es aber nicht. Für eine richtige Diagnose muss das Kind jedoch einen diagnostischen Test machen. Im Verdachtsfall wendet euch bitte an verifizierte Kinderpsychologen. Hier könnt ihr euch vorab informieren: http://www.schulpsychologie.at/lernen-lernerfolg/rechenschwaeche.

Maß nehmen

Material

  • Schnur
  • Schere
  • evtl. Bilder von Gegenständen im Gruppenraum oder Zuhause

So geht es:

Jedes Kind bekommt ausreichend Schnur zur Verfügung. Ein Bildkärtchen wird vorgelegt. Das Kind sucht den Gegenstand im Gruppenraum und „vermisst“ diesen, indem es die Schnur anlegt und diese entsprechend abschneidet. Danach wird anhand der Schnurstücke verglichen, welche Gegenstände die längsten, dicksten usw. sind.

 

Variation für zuhause:

Euer Kind bekommt die Schnur und einen Arbeitsauftrag, wie zum Beispiel folgende:

  • Was ist länger, der Tisch oder dein Bett? Miss mit den Schnüren nach.
  • Was ist höher, der Stuhl oder die Wasserflasche? Miss mit den Schnüren nach.
  • Wer ist kleiner, das Kissen oder du? Miss mit den Schnüren nach.
  • Was ist dicker, dein Bauch oder mein Bauch? Miss mit den Schnüren nach.


Für jede Aufgabe braucht euer Kind zwei Schnüre, die es beim Abmessen passend zurechtschneidet. Danach werden beide Schnüre verglichen. Euer Kind soll nun versuchen das Ergebnis zu formulieren („Die Flasche ist kleiner, als der Stuhl.“ „Ich bin größer, als das Kissen.“, …) Als Steigerung können auch drei Gegenstände miteinander verglichen werden. („Ich bin größer, als der Stuhl, aber kleiner, als Papa.“, …).

Übung für Vorschulkinder - Maß nehmen
© Verlag an der Ruhr

Tipp

Wenn ein Kind Probleme mit der Größenunterscheidung hat, kann es helfen, wenn ihr am Anfang Gegenstände mit einem sehr großen Größenunterschied auswählt. Sollten die Probleme dennoch bestehen, solltet ihr dem auf den Grund gehen. Braucht das Kind einfach noch ein wenig Übung? Könnte es an fehlendem Vokabular liegen (hierfür könntet ihr die Gegenteilpaare und ihre Bedeutungen einfach nochmal durchgehen), oder könnten hier doch kognitive Probleme in Form einer Rechenschwäche vorliegen? In allen drei Fällen ist es gut, wenn dem Kind so früh wie möglich geholfen werden kann. 

Autorin: Bernadette Grießmair

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